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„In die Höhe heben“ – Die Klöster von Metéora

von Iris Haist

 

1981 startete „James Bond 007 - In tödlicher Mission“ in den deutschen Kinos. Manch einer erinnert sich noch an die spektakuläre Felsen-Kletterszene und das Erklimmen des hoch auf einem Berg gelegenen Klosters, das auch das Plakat im Hintergrund schmückte. Drehort war das Kloster Agía Triáda (Heilige Dreifaltigkeit) im griechischen Metéora. Doch obwohl die Bilder aus dem Film schon atemberaubend sind, so zeigen sie nur einen sehr eingeschränkten Blick in diese mystische Gegend des heutigen UNESCO-Weltkulturerbes in Thessalien.

 

Agía Triáda, Meteora

 

In Metéora ist tatsächlich nicht nur ein Kloster zu finden, wenn das der Heiligen Trinität geweihte „Bond-Kloster“ auch eines der am besten erhaltenen und am spektakulärsten gelegenen Anlagen ist. Insgesamt waren es einmal 24 aktiv genutzte Klöster und Einsiedeleien. Doch wie andernorts zeigen sich auch hier die Folgen der Säkularisierung und der sprichwörtliche Zahn der Zeit, denn viele dieser Gebäude sind mittlerweile einsturzgefährdet.

 

 

Immerhin sechs davon sind jedoch heute noch bewohnt und können im Rahmen von Touristen-Fahrten oder auf eigene Faust besucht werden. Wenn man gut zu Fuß ist, sind die verschlungenen Waldpfade und die nach oben führenden steinernen Treppen wie etwa zum Kloster Rousánou bei trockenem Wetter sehr zu empfehlen. Einigermaßen barrierefrei ist immerhin einer dieser heiligen Orte zu erreichen: Zum Kloster Agios Stéphanos (Hl. Stephanus) kann man bequem vom Parkplatz aus über eine Brücke spazieren. Ohne Schwellen und einzelne Stufen kommt jedoch auch dieser Komplex nicht aus.

 

 

 

 

Agios Stéphanos, Metéora

 

Der Name Metéora stammt vermutlich vom Wort „meteorizo“ (μετεωρίζω) ab, was „in die Höhe heben“ bedeutet. Und eben genau das tun die vielen sich senkrecht auftürmenden Gesteinsformationen auch: Sie heben die Klöster in die Höhe. Bei leichtem Nebel scheinen sie deshalb aus dem Nichts zu erscheinen und tatsächlich zu schweben.

 

 

Bei entsprechend guter Sicht wird jedoch sehr deutlich, dass nicht nur das Hinaufragen in den Himmel eine wichtige Rolle spielt, sondern auch die Verbundenheit mit dem felsigen Untergrund. Das Gemäuer der Klöster scheint in allen Fällen aus dem Stein herauszuwachsen, mit dem es zuvor verbunden war. Eine der bekanntesten Bibelstellen wurde hier quasi wortwörtlich umgesetzt: „Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam – Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt 16,18). Als Besucher spürt man zudem die von den Mönchen und Nonnen damals so wichtige Übermacht von Natur und Religion.

 

 

 

Agios Stéphanos, Metéora

 

Als ich selbst diesen interessanten, spirituell aufgeladenen Ort besuchen durfte, konnte ich zwei dieser Klöster betreten: Agios Stéphanos und Rousánou. Bei ersterem war ich trotz der langen Fahrt, die wir zu diesem Zeitpunkt schon hinter uns hatten, noch fit und voller Tatendrang. Für Besucher geöffnet war die Basilika des Hl. Stephanus, das Katholikon des heiligen Charalambos und das heutige Klostermuseum.

 

 

Die einschiffige Klosterbasilika ist mit reichen Fresken aus dem 16. Jahrhundert ausgestattet. Hier wird man dem gesamten Pantheon der katholischen und orthodoxen Heiligen gegenübergestellt – wie in einer frühen Porträtgalerie. Das Katholikon des heiligen Charalambos stammt als Gebäude erst aus dem 19. Jahrhundert, ist aber deshalb nicht weniger prächtig und beeindruckend.

 

 

Ausblick vom Aufstieg nach Rousánou

 

Der nächste Anlaufpunkt war das Kloster Rousánou. Nach einem „kurzen Spaziergang durch den Wald“ sollte man laut Reisebegleiter dort ankommen. Dass man aber keinen geschmeidig verlaufenden Weg, sondern wurzeldurchzogene Erdstufen mit Holzeinfassung hinuntersteigen musste, wurde mir erst während des Abstiegs richtig klar. Daran schließen sich sicher anagelegte, wunderschöne Steintreppen mit phänomenalem Ausblick an, die ich dann aber nur noch mit letzter Kraft überwinden konnte.

 

 

Doch hier hatte ich Glück im Unglück, denn wegen meiner Gehprobleme durfte ich durch den privaten Bereich der dort lebenden Nonnen gehen, um deren Lieferantenaufzug im hinteren Gebäudeteil zu benutzen. Unter anderem traf ich die Frauen, die einige der im Museumsshop käuflich zu erwerbenden, kunstvoll bemalten Kieselsteine anfertigten. Ein unvergessliches Erlebnis mit Blick auf eine uns oft fremd gewordene Welt von innerem Frieden und Entschleunigung.

 

 

 

 

Fotos alle by Iris Haist

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Kommentare: 2
  • #1

    Beate Haist (Montag, 19 Februar 2018 17:12)

    Mal wieder ein sehr interessanter Beitrag und tolle Fotos.

  • #2

    Verena Haller (Montag, 19 Februar 2018 17:58)

    Hast du wirklich toll geschrieben.